Vom Reisen und Ankommen

Vom Reisen und Ankommen

24. Mai 2020 Ursulas Montagsanker 2

Gestern war es endlich soweit: Unser Campingplatz in den Niederlanden hat wieder geöffnet. Wir waren schnell startklar, haben unseren Wohnwagen angehängt und sind losgefahren, um unseren Caravan für die Sommersaison in Zeeland abzustellen. 

Mit einem Wohnwagen am Haken darf man maximal bei Tempo 100 fahren. Wir freuen uns immer darauf. Denn so erleben wir, in einer Zeit, wo selbst Mittelklassewagen locker Spitzengeschwindigkeiten von 180 bis 200 Kilometern pro Stunde erreichen, jedes Mal ein Stück Nostalgie: Es ist wie früher, als wir mit dem R4 nach Frankreich gefahren sind, das Zelt und die Schlafsäcke im Kofferraum, die Straßenkarte auf dem Schoß. Damals war klar, dass man sich Zeit lässt. Es dauert so lange, wie es dauert. Man schaut mal nach rechts, mal nach links, nimmt sich Raum fürs Reisen. 

Logisch, auch bei Tempo 100 muss man sich natürlich auf den Straßenverkehr konzentrieren. Auch klar: Wir sind nicht auf dem Weg zum Geschäftstermin, sondern zum verlängerten Urlaubswochenende. Und trotzdem: Es hat was für sich, nicht nur ans Ankommen zu denken, sondern den Weg zu spüren.

Ganz krass ist mir das aufgefallen, als wir die Grenze zu den Niederlanden passiert haben. Seit März gilt hier tagsüber ein Tempolimit von 100 Stundenkilometern auf der Autobahn. 

Nein, das soll jetzt kein Plädoyer für Geschwindigkeitsbegrenzungen werden. Es ist viel mehr eine Beobachtung über entspanntes Unterwegs-Sein. Auf deutschen Autobahnen haben es fast alle eilig, vom kleinen Flitzer bis zum großen LKW. Vielleicht haben die Holländer es auch eilig, aber gleichzeitig halten sich alle an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Es geht also auch ein bisschen langsamer. 

Vielleicht braucht man dazu auch im täglichen Schaffen ein „Tempo 100-Limit“. Möglicherweise aber auch nur den Impuls zum Innezuhalten. Mal bei sich hinzuschauen: Wieviel Geschwindigkeit tut mir eigentlich gut? Und wo geht’s heute auch ein bisschen bedächtiger? Weil’s der Gesundheit und der Lebensqualität gut tut!

2 Antworten

  1. Claudia sagt:

    Ich freue mich immer auf Euren Montagsanker…Kluge Impulse liegen in den kleinen Momenten..Danke dafür, dass Ihr unsere Sensibilität für diese Mini-Inseln im Alltag anregt

    • Ursula sagt:

      Mini-Inseln im Alltag, das gefällt mir, Claudia! Deinem Kommentar stimme ich gerne zu: In den kleinen Momenten liegen wertvolle Möglichkeiten :). Ich wünsche dir eine schöne Woche!

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