Die Gartenbank im Winterschlaf

Die Gartenbank im Winterschlaf

22. November 2020 Thomas' Montagsanker 0

Kennst du das Gefühl, wenn plötzlich ein kleiner Lichtblick in deiner Umgebung verschwunden ist? Genau das ist mir neulich passiert, und das hat mich nachdenklich gemacht. Und an etwas sehr Beruhigendes erinnert, das ich dir gerne weitergeben möchte.

Meine Wohngegend ist mitten in Köln, und die Straße ist nicht die idyllischste. Es gibt aber eine strahlende Ausnahme zur Tristesse, und zwar eine gemütliche Gartenbank. Die Bewohner des Hauses gegenüber haben die immer vor ihrem Haus stehen. Tag und Nacht auf dem Gehweg, deshalb sicher angekettet. Für die Nachbarn ist sie reger Treffpunkt zum Kaffee, rauchen oder Schwätzchen. Ich sitze auch manchmal einfach dort, oder nutze sie zum Dehnen nach dem Laufen.

Vor kurzem dann der Schreck: die Bank ist weg! Schluss mit der gemütlichen Oase vor Ort. Zuerst hatte ich alle möglichen Fantasien von Anwohnerbeschwerden und Ordnungsamtverboten im Kopf und war schon dabei, mich aufzuregen. Bis mir der naheliegende Grund für das Verschwinden eingefallen ist, es ist einfach zu kalt draußen und die Bank muss rein zum Überwintern.

Auf dem Weg nach oben in meine Wohnung schämte ich mich etwas für meine schlechte Meinung über die Anwohner. Vor allem aber dachte ich daran, dass für manche Dinge der Winterschlaf dran ist. Voller Vertrauen, dass sie wiederkommen, wenn die Zeit reif ist. Das ist nervenschonender und besser für die Stimmung, als endloses Grämen und Grübeln.

Was das für mich heißt? Offensichtlich ist, dass es mich gelassener macht anzuerkennen, dass jetzt nicht die Zeit für Clubabende ist, obwohl ich gerne tanzen gehe und meinen Lieblingsclub vermisse. Weniger deutlich und darum umso wichtiger ist es für mich zu erkennen, dass ich gegen Jahresende meinen sonst üblichen Multitaskingmodus nicht durchhalte. Eine große Aufgabe oder Aktivität am Tag, das reicht. Das wird bei mir auch wieder anders, auch ohne dass ich mich sorge. Denn mein Leben verläuft in Zyklen, und darauf können wir alle vertrauen.

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