Da sitzt nicht nur ein Kaninchen vor der Schlange

Da sitzt nicht nur ein Kaninchen vor der Schlange

22. März 2020 Thomas' Montagsanker 2

Ich habe mich letzte Woche selbst ertappt, dass mir immer wieder Ähnliches passiert. Vorsicht, es geht um Krankheit. Lies trotzdem – oder gerade deshalb – weiter.

Im Februar schleppte ich ewig eine Bronchitis mit mir rum, und konnte eines Nachts nicht schlafen. Besorgt und mit großen Augen fing ich an, mit dem Internet meine Symptome einzuordnen. Das ging so lange, bis die Diagnose klar war: sofort in die Notaufnahme, entweder Herzinfarkt oder Lungenentzündung. Ich bin entkräftet zurück ins Bett.

In Zeiten der Coronavirus-Krise gibt es laufend neue Nachrichten, neue Podcasts, neue Newsletter. Du kannst den ganzen Tag vor dem Live-Ticker verbringen. Auch ich habe die letzten Tage alles mögliche verschlungen, immer weiter. Mehr als ich eigentlich wissen wollte, mit großen Augen und besorgt. Und entkräftet wollte ich irgendwann nur noch ins Bett, noch besorgter als zuvor.

Erst dachte ich, ich verwandle mich halt in das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange. Stimmt aber nicht, ich werde zum Sorgenmagnet. Die großen, besorgten Augen starren nicht nur gelähmt, sondern saugen förmlich immer mehr Angst auf.

Mir tut das nicht gut. Und deswegen ist damit jetzt Schluss. Mein Weg: ich habe für Nachrichten-Apps ein Bildschirmlimit auf meinem iPhone eingestellt. Nach 45 Minuten werden sie blockiert. Das reicht, um informiert zu sein, und hindert mich daran, mich selbst verrückt zu machen.

Wie man es genau macht ist egal, aber ich glaube es ist wichtig, die eigene Neugierde an die Leine zu legen. Bevor einen der Strudel runterzieht.

Ab wann wird es dir zu viel? Und wie grenzt du dich ab?

2 Antworten

  1. Petra sagt:

    Ich hole mir meine Informationen zu Corona aus dem Radio, meiner Zeitung und über eine der vielen Extra-Sendungen im Fernsehen. Mir ist es teilweise schon zu viel geworden, ich habe gemerkt, dass ich Angst bekomme, was bei uns noch alles passieren wird, und ich habe einfach abgeschaltet und beschränke mich jetzt auf zwei oder drei Sendungen pro Tag.

    Wenn die Unruhe zu groß wird, gehe ich spazieren, telefoniere mit jemandem oder tauche in Alltagsaufgaben ein, die etwas Normalität in diese Ausnahmezeit bringen.

  2. Gesa sagt:

    Mir geht es ähnlich- ich brauche einen achtsam beobachtenden Anteil, der in mir wach ist, wenn ich mich den Medien zeige. Bin ich müde und erschöpft, sind meine Grenzen nicht „bewacht“ und dann haben „Angstmacher“ und „Powerklauer“ leichtes Spiel. Bin ich „wach und selbstbestimmt“ bleibe ich nur so lange in den Medien, solange ich Kraft habe. Nach 45 min. (manchmal nach 15 min.) ist Schluss. Dann übernimmt mein wacher Anteil. Meist in Form eines Klingeltons……

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