Aufmerksamkeit lenken – mit Leichtigkeit

Aufmerksamkeit lenken – mit Leichtigkeit

4. Oktober 2020 Thomas' Montagsanker 0

Ich habe vor ein paar Tagen eine kleine aber deutliche Lektion fürs Leben bekommen. Ich saß früh morgens in Heidelberg auf einem Bänkchen vor dem Design Office. Dort sollte ich etwas später einen Workshop moderieren, und das Bänkchen gehörte zu dem Laden, in dem ich mir eben einen Kaffee besorgt hatte.

Mein Plan: entspannt in den Tag starten, erstmal sammeln, leckeren Kaffee genießen. Die Realität: Gartenbauer kommen an, werfen Rasenmäher an, schieben den vor mir lärmend hin und her. Bei dem Getöse konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Je länger das dauerte, desto genervter wurde ich. Am Ende schmeckte mir nichtmal mehr mein Kaffee.

Und dann wurde alles anders. Mir wehte nämlich der Geruch von frisch geschnittenem Rasen in die Nase. Den fand ich schon immer toll, weil er bei mir ein ganz wohliges, frisches und geerdetes Gefühl auslöst. Das kenne ich schon, seit ich ein Kind war. Und genau diese Empfindung floss auf einmal durch mich: Ruhe im Bauch, Klarheit im Kopf, präsent im schönen Moment. Das großartige ist, genau diese Haltung begleitete mich später durch den ganzen Workshop: Ruhe, Klarheit, Präsenz.

Im Coaching nutzen wir genau solche Verschiebungen der Wahrnehmung systematisch, um Lösungen zu entwickeln – „Energy goes where attention flows“. Als ich abends wieder an meinem Bänkchen vorbei kam wollte ich deshalb besser verstehen, was eigentlich passiert war. Es war nämlich ganz einfach die gemähte Rasenfläche immer größer und damit der Geruch immer stärker geworden, ganz ohne mein Zutun. Das fiel mir aber erst auf, als der Rasenmähermann zum anderen Ende des Rasens ging. Der Lärm war so zwar nicht ganz weg, aber leiser. Erst als ich mich weniger auf den nervigen Krach konzentrierte konnte ich überhaupt bemerken, wie gut es um mich herum roch.

Gut gelaunt ging ich weiter zum Hotel, um eine wichtige Erkenntnis reicher. Störende Gedanken, Erlebnisse und Erfahrungen müssen nicht komplett ausgeblendet werden, damit es mir besser geht. Es genügt vollkommen, sie nur etwas mehr in den Hintergrund zu schieben und den Blick zu weiten. Und dadurch dem Schönen und Angenehmen, das sowieso um mich herum wächst, den Raum und die Gelegenheit zu geben, auf mich positiv zu wirken.

In der Welt gibt es immer das Schöne und das Hässliche gleichzeitig. Ich muss nicht das, was mir nicht gefällt, komplett bekämpfen. Es genügt, mit Leichtigkeit das was mir gut tut einzuladen. Und das gelingt mit selbstbestimmter Aufmerksamkeit.

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