Achtung, Erfolg macht dich unglücklich
Es passiert immer wieder, dass wir hinterfragen, wie glücklich und zufrieden wir eigentlich sind. Jahreswechsel oder Geburtstage spülen solche Fragen gerne hoch, und recht häufig ist die Antwort ein entschiedenes „na ja, geht so“. Gerade wenn du schon einiges erreicht hast überrascht dich diese lauwarme Antwort möglicherweise. Schließlich bist du ja erfolgreich, woher also dieses leise Gefühl des Zweifels? Die Glücksforschung hat einige teilweise überraschende Antworten darauf anzubieten. Es lässt sich daraus viel Hilfreiches lernen. Gerade aus der Aussage, dass Erfolg dich unglücklich macht.
Die Erfolgsfalle
Unser gesamtes Ausbildungssystem ist darauf ausgerichtet, erfolgreich zu sein: in der Schule, an der Uni, im Beruf. Nur ist es leider so, dass dieser Erfolg sich in der Forschung regelmäßig nicht als Beitrag zu Zufriedenheit herausstellt. Das liegt daran, wie wir Menschen sind. Insbesondere im Beruf bedeutet Erfolg nämlich, Ziele zu erreichen (danke, SMART-Ziele!). Und sobald wir die einmal erreicht haben, legen wir die Latte höher. Und so jagen wir nach einer kurzen Befriedigung dem nächst höheren Erfolgslevel hinterher. Eine sehr einleuchtende Erklärung der beiden Ökonomen Bertoni und Corazzini, die sich die Daten hierzu angesehen haben.
Erfolg macht deine Welt immer enger
Noch ungünstiger sieht die Wirkung von Erfolg im Laufe der Zeit aus. Denn selbstverständlich wiederholen wir die Dinge immer wieder, mit denen wir Erfolg haben. Wenn du zum Beispiel mit einer besonders lockeren Art der Ansprache leicht Kunden gewinnst, dann wirst du genau diese immer wieder anwenden. Und so tendierst du wahrscheinlich zur Wiederholung immer derselben kessen Sprüche. Dein Blick für andere Möglichkeiten mit Kunden zu sprechen wird immer enger und du kennst nur noch diesen einen Weg. Warum auch etwas anders machen, klappt doch.
Wir sind (nur) was wir tun
Was noch viel interessanter ist: mit deinen erfolgreichen, lockeren Kundengesprächen schnitzt du dir immer mehr auch ein Bild von dir selbst zurecht. Du wirst dich früher oder später als jemand sehen, der gute Stimmung machen, aber vielleicht nicht so ernsthaft verkaufen kann („ich bin halt so, ich kann nur das“). Auch deine Kollegen werden ein solches Bild von dir haben und dich entsprechend behandeln. Vor allem werden sie dich aus diesem Bild nicht mehr so leicht rauslassen und dir keine anderen Gespräche zutrauen („sie ist halt so, sie kann nur das“).
Unzufrieden nicht obwohl, sondern weil erfolgreich
Anders als gedacht entpuppt sich also Erfolg als angestrebtes Ziel für deine Zufriedenheit als ziemlich wackelige, ja sogar tückische Angelegenheit.
Gerade an Erfolg gewöhnte Menschen sind oft überrascht, dass sie Phasen der Unzufriedenheit haben. Die Verlockung ist groß, dieses Gefühl einfach wegzudrücken. Die Wahrheit ist, du musst dich nicht schlecht fühlen, weil Erfolg dich nicht glücklich macht. Das ist nämlich normal. Selbst wenn dein Arbeitgeber dir mit einem sehr ausgefeilten Zielsetzungs- und Beurteilungssystem suggeriert, dass deine Zufriedenheit mit deinem (beruflichen) Erfolg zusammenhängt.
Ariana Huffington, die Gründerin der gleichnamigen Online-Zeitung, fasste nach einem Burnout ihren Weg aus der Erfolgsfalle übrigens sinngemäß so zusammen: „Ich habe die ganze Zeit nur darauf geachtet, wie effizient ich Dinge erledige. Mir wurde klar, das kann ich doch jetzt. Das muss ich mir nicht mehr beweisen, sondern kann darauf vertrauen. Jetzt geht es darum darauf zu achten, dass ich die Dinge mit Freude mache!“
Wie sieht es bei dir aus? Wo erlebst du, dass dich die Sicht „Erfolg = Zufriedenheit“ eher einengt? Und wo lässt du dich davon leiten, Freude zu erleben?