Mit dem richtigen Kanal die Sinne beruhigen
Quizfrage: warum ist das Stadtwappen von Köln rot-weiss? Weil dies die Farben der Hanse waren, und Köln damals eben auch eine Hansestadt war. Weder das eine noch das andere wusste ich (peinlich, ich weiß) und durfte es darum vor kurzem im Europäischen Hansemuseum lernen. Das muss das tollste Museum in Deutschland sein, brandneu und mit ziemlich ausgeklügelter Museumspädagogik. Vor allem hat mir mein Besuch dort auch etwas ganz Persönliches beigebracht, und darum geht es jetzt.
Das Museum strotzt vor Einfällen. Große Flatscreens überall, Kopfhörer mit kurzen gesprochenen Inhalten, Videos zum Anschauen und das alles in detailgetreu replizierten Räumen voller Ausstellungsstücke. Stell dir ein komplett eingerichtetes hanseatisches Handelskontor voller Stoffballen und Fässer vor, in dem Touchscreens, Kopfhörer und Videowände verteilt sind. Zur Krönung sagt man einem Computer beim Eintritt, was einen besonders interessiert und der speichert dies auf der interaktiven Eintrittskarte, mit der dann die Exponate gesteuert werden.
Absolut großartig und beeindruckend also. Nur mit einem Schönheitsfehler: nach 30 Minuten war ich von all dem Input komplett überfordert und zunehmend gereizt. Video, Informationstafeln, Gegenstände, Hörspuren, mir brummte der Kopf. Meiner Begleitung ging es genauso, deswegen brauchten wir dringend eine Pause. Beim Beratschlagen kam heraus, dass jeder von uns ganz andere Sachen mochte. Also haben wir beschlossen, dass jeder sich nur auf eine den einen Kanal konzentriert, der ihm liegt. Für meinen Freund waren das die Kopfhörer und das Anhören, Texttafeln und Videos wollte er ignorieren. Bei mir genau umgekehrt, ich mochte Dinge sehen und gerne lesen, also waren die interaktiven Tafeln mein Ding.
Das war viel besser so. Mir dämmerte später beim Kaffee wie wichtig es ist, seinen eigenen Lieblingskanal zu kennen und zu pflegen. Und die Klarheit zu haben, sich abzuschirmen. Das beruhigt die Sinne.
Ich höre noch genau einen Nachrichtenpodcast am Tag, sonst keinen mehr. Mit einem Freund in Neuseeland schreibe ich nur noch Emails weil das sein Kanal ist, Instant Messenger haben wir aufgehört. Alle meine Notizen halte ich nur noch in genau einer App fest. Ich nutze meinen Kanal, und das in so wenig Variationen wie möglich. Für Klarheit, und für meine Nerven.