Mein Aha auf der Matte

Mein Aha auf der Matte

19. April 2020 Thomas' Montagsanker 8

Ich arbeite zur Zeit von Zuhause, wie viele andere auch. Damit ich nicht komplett verlottere, mache ich morgens Yoga. Mit Down Dog, das ist die nächsten Monate kostenlos.

Letzten Donnerstag erlebte ich mein Waterloo. Und zwar als ich mit gespreizten Beinen auf dem Boden saß und meinen Oberkörper nach vorne ablegen sollte. Brav folgte ich den Anweisungen der virtuellen Lehrerin. Nur: während sie mit der Brust auf dem Boden lag, saß ich immer noch fast aufrecht. Das konnte ich noch nie gut, also legte ich umso mehr frustrierten Eifer in meine Dehnung.

Vergeblich. Das einzige was sich meldete war das Ziehen meiner gequälten Oberschenkel. Furchtbar, Schluss damit. Loslassen ist ja wichtig, also habe ich mich einfach einen Moment hingelegt und der pochenden Erleichterung nachgespürt.

Da wurde mir klar, es geht gar nicht darum, eine anstrengende Übung nicht zu machen. Das Loslassen liegt darin, mich von der Vorstellung zu lösen, diese Dehnung jemals schaffen zu werden. Das ist mir mit 25 schon nicht gelungen, da wird es langsam Zeit, mich von der Idee zu verabschieden. Nicht die Übung loslassen, sondern den Anspruch an mich.

Ruhe und Gelassenheit machte sich breit. Dieses gute Gefühl nahm ich mit an den Laptop, die Heimat all meiner unerledigten Aufgaben und alter Emails. Ich habe als erstes die Sachen gelöscht, die ich schon ewig mitschleppe, aber nicht mehr machen werde. Ohne schlechtes Gewissen, sondern mit befreiender Versöhnlichkeit. Fühlt sich gut an!

Kennst du das auch? Wovon könntest du dich lösen? An welchem Ziehen bemerkst du, dass es Zeit fürs Loslassen ist?

8 Antworten

  1. Gesa Heiten sagt:

    Du sprichst mir aus dem Herzen! So gut ausgedrückt und so klar, wenn ich es mir denn auch für mich so recht überlege! (Und ich fänd es gut, wenn die Videomodels der Yoga App auch die älteren Semester abbilden würden :D)
    Allerherzliches von der Matte des Lebens,
    Gesa

  2. Monika Koch sagt:

    Hallo Thomas,
    Danke für den Gedankenimpuls des Loslassens in diesem Zusammenhang. Hier meine kleine Ergänzung. Geht es dabei nicht auch um den Anspruch der Perfektion? Alles immer 100 oder 120 % zu machen? Sich zu vergleichen? Im Job, im Sport, in der Beziehung und, und, und. Ich glaube, immer sein bestes zu geben, egal wie viel das ist und mit Geduld zu üben ob „stehendes Spagat“ oder „Fisch“. Geduld und Demut würde uns manchmal auch im Alltäglichen gut tun. Derzeit haben wir ja Gelegenheit, das zu üben. Ich freue mich auf Deinen nächsten Beitrag.
    Herzlchen Gruß
    Monika

    • Thomas sagt:

      Das ist wirklich eine interessante Ergänzung, Monika. Ich glaube auch dass es oft Anspruchshaltungen an uns selbst sind, ob die aus Vergleichen mit anderen kommen oder von kleben gebliebenen Ambitionen. „Geduld und Demut“ hört sich für mich nach einem guten Gegenmittel an, toller Slogan!

  3. Susanne Schmid sagt:

    Welche Erleichterung lieber Thomas! Sich ohne schlechtes Gewissen von Ansprüchen, veraltetem Denken und Gewohnheiten verabschieden – herrlich! Danke für die Erinnerung, schöne Woche, Susanne

  4. Sonja T. sagt:

    Danke, lieber Thomas! Dieser Impuls war für mich heute GENAU richtig. ..;-)
    Lieben Gruß,
    Sonja

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